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Date September 2000
Type Interview
Source E-lectric
Title Goldfrapp ...oder die Suche nach der Frau zur Stimme
Country Germany
Journalist/Photographer Jens Höhner
Text Ein Interview mit dem Duo Goldfrapp, alias Will Gregory und Alison Goldfrapp, dem jüngsten Mitglied in der Mute-Familie


Köln. Er nimmt all seinen Mut zusammen, fasst sich ein Herz. Er ruft sie an, um sie etwas zu fragen. Sie ist nicht zu Hause. Doch als Will Gregory ihren Anrufbeantworter hört, weiß er sofort: Alison Goldfrapp ist es, sie ist die Richtige. ?Da lief meine Musik auf dem Band ihres Anrufbeantworters", erzählt Gregory. Denn der Filmkomponisten wollte sich nicht etwa zum einem Rendezvous verabreden ? er suchte die Frau zu jener Stimme, die der Musiker per Zufall auf dem Tonband eines Freundes gehört hatte. Er fand sie. Die beiden treffen sich, schenken sich Kassetten mit ihrer Lieblingsmusik darauf. Und heute machen Alison Goldfrapp aus der Themse-Metropole London und Will Gregory aus der britischen Küstenstadt Bath gemeinsam Musik. Als ?Goldfrapp" erhielten sie dem ersten Plattenvertrag bei Mute, jenem Label, bei dem Bands wie Erasure, Depeche Mode oder Nick Cave And The Bad Seeds und Künstler wie Moby den Sprung ins internationale Popgeschäft wagten ? und schafften. Jemand hatte dem Chef, Daniel Miller, eine Demokassette von Goldfrapp zugesteckt. Anfang Februar erscheint mit ?Felt Mountain" das Debütalbum des Musikergespanns. Und das ist anders als jedes Synthesizerwerk, das jemals in einem CD-Spieler oder auf einem Plattenteller rotierte. Wir trafen das Duo in Köln (da Alison Goldfrapp jedoch am Tag des Interviews erkrankte, antwortete nur Will Gregory auf unsere Fragen).

e-lectric: ?Felt Mountain" klingt wie ein Wide-Screen-Soundtrack für ein wunderbares Märchen. War es Eure Absicht, solch ein Stück von Musik zu schaffen?
Will Gregory: Eigentlich nicht. Unser Anliegen war es zunächst mal, zusammen Musik zu machen, die wir in unseren eigenen Leben bisher vermisst hatten. Zuerst sollten es bloß einige einzelne Songs werden, die dramatisch und gleichzeitig gefühlvoll klingen. Sie sollen den Hörer mit auf eine Reise nehmen ? er soll das Hirn einfach für ein paar Momente ausschalten können, weil ihn diese Lieder so sehr gefangen nehmen.

e-lectric: Gibt es ein Rezept für diese Musik?
Will Gregory: Eine Technik gibt es leider nicht. Wir haben so lange experimentiert, bis wir das Gefühl hatten: ?Das ist es!". Frustrierend dabei war, dass wir es sehr oft auch nicht schafften, das, was uns bewegte, schließlich auszudrücken. Davon darf man sich nicht entmutigen lassen: Man nimmt die Idee, beginnt von vorne, dreht dieses herum, dann jenes. Und wenn man Glück hat, hört man, dass diese Veränderungen irgendwie natürlich klingen. Der Song wächst. Nur einen einzigen Weg gab es für uns beim Komponieren eigentlich niemals.

e-lectric: Was geht in Euren Köpfen vor, wenn Ihr solche Songs schreibt wie die neun auf dem Album ?Felt Mountain"?
Will Gregory: Können wir uns überhaupt über Musik unterhalten? Können wir über das Komponieren reden? Klar, ich könnte sagen: ?Das da, das muss lauter sein. Oder: Kannst Du diesen Ton bitte noch etwas weicher spielen?", aber mehr können wir nicht mit Sprache ausdrücken. Niemals können wir das beim Namen nennen, um das es uns eigentlich geht. Als wir anfingen, im Studio zu arbeiten und zu experimentieren, ließen wir immer Tonbänder mitlaufen, die wir uns anschließend jedes Mal anhörten, um gute Stellen zu sichern und herauszufiltern.

e-lectric: Musikalisch gesehen ? macht Ihr da alles gemeinsam?
Will Gregory: Ja, alles.

e-lectric: War es für Dich eine Hilfe, dass Du schon so viele Jahre als Filmkomponist gearbeitet hast?
Will Gregory: Jede Art des Schreibens ist sehr wichtig. Das Schreiben ist fast schon eine athletische Disziplin. Man trainiert sie. Und das hilft einem am Ende, sich in seiner eigenen Arbeit zurecht zu finden. Bei der Filmmusik ist es ja so, dass dir als Komponisten Fristen gesetzt werden, dass du regelmäßig Zeugnis geben musst von dem, das du bisher geschrieben hast. Musik wird manchmal aus dir herausgesaugt mit einer horrenden und fast erschreckenden Geschwindigkeit. Und, ehrlich gesagt, ich habe mich da manches Mal über mich selbst gewundert. ?Was? Das war ich?", habe ich mich oft gewundert. Durch diesen Zeitdruck kannst du durchaus Dinge passieren lassen, wann immer du es willst, zu jeder Zeit. Aber der große Unterschied zwischen der Filmarbeit und Goldfrapp ist eben, dass wir natürlich keinen Druck hatten. Die Arbeit hatte keinen Anfang und kein Ende, niemand sah auf die Uhr und hob den Zeigefinger. Also, für mich bedeutete dies eine große Erleichterung.

e-lectric: Vermutlich habt Ihr es besonders genossen, dass Euch diesmal keiner rein geredet hat ...
Will Gregory: Natürlich. Das gilt für uns beide übrigens. Alison hat zwar ebenfalls schon reichlich Erfahrungen gesammelt, aber meist trat sie in Sessions ? etwa mit Tricky oder Orbital ? auf, so dass es auch da immer jemanden gab, der das letzte Wort hatte. Aber, zurück zur Filmmusik, häufig war es auch gut, dass ich da nicht alleine arbeiten musste. Kollaborationen wirken belebend. Vor allem natürlich, wenn der Regisseur Ahnung von Musik hat. Dann entwickeln sich sehr spannenden Konversationen, über das, was da gerade geschieht. Das Thema steht natürlich vorher fest: Musst du Barockmusik komponieren, dann tust du es.

e-lectric: Wie habt Ihr Euch gefunden?
Will Gregory: Ich habe durch Zufall Alisons Gesang auf einer sehr frühen Version von ?Human" gehört, einem Song, der jetzt auf unserem Album ist. Sie arbeitete damals mit Bekannten von mir zusammen. Und da lag etwas in ihrer Stimme, das mich total faszinierte. So stellte ich den Kontakt zu ihr her und fragte, ob wir uns mal treffen könnten. Er erklärte ihr, dass ich ins Songwriting einsteigen wolle, weil ich das noch nie zuvor gemacht hatte. Und dass ich noch nie mit jemand anderem zusammen komponiert hatte. Wir trafen uns, sprachen endlos lange über Musik und tauschten bald darauf Kassetten aus. Wir hatten unsere Lieblingsmusik aufgezeichnet. Sie gab mir sehr viel Western- und Country-Musik Aber auch abgefahrene Bands wie Add N To X waren darauf. Schon diese Mischung gefiel mir. Eines Tages rief ich sie wieder an ? und da lief meine Lieblingsmusik auf ihrem Anrufbeantworter. Da war ich mir sicher: Wir verstehen uns. Und die Zusammenarbeit würde tatsächlich funktionieren.

e-lectric: Magst Du die Filmmusik aus Western-Streifen?
Will Gregory: Ja, ich mag vor allem Ennio Morricone. Jedoch für mich von persönlicher Bedeutung ist Sergio Leone (?Spiel mir das Lied vom Tod"). Weil er wirklich Ahnung davon hat, wie er in einem Film auch genug Raum für den Soundtrack schafft. Er weiß, wie Musik und Bild perfekt harmonieren. Eine wirklich kraftvolle Kombination! Viele andere Regisseure sollten sich die Arbeiten Leones mal genauer ansehen.

e-lectric: In einem Eurer Lieder gibt es ja auch einen fetten Peitschenknall ...
Will Gregory: Ja, richtig. Ja, ja! Das ist in ?Felt Mountain", oder? Lustig, oder? Irgendwie passte der Peitschenknall gut ins Bild.

e-lectric: Unter welchen Bedingungen kannst Du am besten arbeiten? Und wo?
Will Gregory: Für mich muss es still sein. Jedes Geräusch ist eine Ablenkung. Ich mag es außerdem an Orten zu arbeiten, wo keiner von mir erwartet, dass ich für den Aufenthalt bezahle. Daher habe mir schon recht früh ein eigenes Studio eingerichtet, bei mir zu Hause. Ich lebe in Bath, und dort arbeite ich auch. Ein Studio dagegen, das du mieten musst, eignet sich bestens dafür, Songs fertig zu stellen oder Dingen den wirklich letzten Schliff zu geben. Aber wenn ich Idee haben muss an einem Ort, der mich Geld kostet ? das ist eine Katastrophe, der Druck für mich ist dann zu groß. Die Streichersätze auf dem Album haben wir übrigens im ?Real World"-Studio von Peter Gabriel aufgenommen. Natürlich hätte ich auch das gerne zu Hause gemacht, aber dafür reichte der Platz nicht.

e-lectric: Wie nimmt man Streichersätze eigentlich auf? Sind sie vorher schon bis ins Detail festgelegt? Oder experimentiert Ihr mit den Musikern?
Will Gregory: Na, das gäbe ein schönes Chaos! Nein, so etwas entsteht vorher auf dem Synthesizer. Wie soll man sich sonst mit den Musikern verständigen? Meist ist die Zeit ja sehr begrenzt: Das Studio steht dir ein paar Stunden zur Verfügung, in denen du mit deiner Arbeit fertig werden musst. Aber das soll nicht heißen, dass die Arbeit mit den Streichern nicht auch spontan gewesen wäre. Im Gegenteil: Im Song ?Human" etwa sind einige Ideen eingeflochten, die erst im Studio entstanden. So suchte ich nach einem richtig scharfen Klang und fragte die Streicher, was sie sich darunter vorstellten. Wir probierten einiges aus, bis wir fanden, was uns vorschwebte. Doch so eine Art der Arbeit kannst du dir bloß erlauben, wenn die wirkliche Arbeit erledigt ist.

e-lectric: Sicher wird es schwer für Euch werden, einen Platz in der Musikszene zu finden, da Ihr Euch fernab vom Mainstream bewegt. Wo seht Ihr Euch selbst? Und wo Euer Publikum?
Gregory: Wir wollten auf jeden Fall eine Platte machen. Auf Grund unserer musikalischen Vergangenheit sehen wir uns als Flüchtlinge. Wir wollten Musik komponieren, wie wir sie vorher nicht aufnehmen konnten oder durften. Das war unsere Chance: sich erst mal hinzusetzten, anzufangen und das zu machen, was wirklich unsere eigene Musik ist. Und sich dabei um nichts Sorgen machen zu müssen!

e-lectric: Worin unterscheidet sich die Arbeit heute von der vor Goldfrapp?
Will Gregory: Der Unterschied, ob man nun alleine arbeitet oder mit jemandem zusammen, ist der, dass beide Seiten mit dem Werk glücklich sein müssen. Daraus ergibt sich nicht nur eine gewisse Dynamik, sondern es entsteht auch der Raum, in dem man sich bewegt. Der Erfolg besteht heute darin, etwas so zu Ende zu bringen, dass beide Partner damit leben können. Und zwischendurch kannst du eigentlich nur hoffen, dass es überhaupt ein Ende gibt.

e-lectric: Seht Ihr Euch als ?richtige" Band oder eher als Kunstprojekt?
Will Gregory: Keine Ahnung. Wir haben einfach angefangen und weitergemacht. Was sind wir? Weiß ich nicht. Aber sicher werden uns andere Leute bald sagen, was wir sind.

e-lectric: Wer wird Eure Musik denn dann kaufen?
Will Gregory: Die Leute, die auch heute noch daran glauben, dass Melodien und Harmonien Gefühle und Stimmungen heraufbeschwören können, die sind bei uns richtig. So gesehen könnte man uns zu Traditionalisten abstempeln ? was dann aber auch wieder nicht wirklich funktioniert, da wir es mögen, neue Ansätze mit einander zu kombinieren, um die Musik lebendig und interessant zu halten.

e-lectric: In England hat man Euch schon in die TripHop-Ecke gedrängt, Big Beats aber fehlen in Euren Stücken.
Will Gregory: Diese Diskussion, ob wir nun Big Beats verwenden sollten oder nicht, hatten wir beim Song ?Pilots". Beats sind wiederholbar, viele Leute benutzen sie auf eine clevere Weise als Loop. Doch davon halte ich nichts, ohne dass ich diese Künstler verurteilen will. Es klingt wirklich gut, wenn man damit umgehen kann. Aber ich konnte mir solche Klänge in unseren Songs nicht vorstellen. Wenn du es schaffst, dich in den Beats zu wiederholen, ohne dabei langweilig zu sein, dann hast du eine Meisterleistung geschafft. Doch bin ich weder ein DJ, noch kenne ich mich mit Drums und Beats aus. Es wäre wohl eine Lüge gewesen, wenn wir solche Dinge ins Album eingebaut hätten. Ich weiß nicht mal, wie man scratcht! Auch entschieden wir uns gegen Samples, weil wir von Grund auf alles selbst gestalten wollten, jedes kleinste Element unserer Musik sollte wirklich von uns sein.

e-lectric: Habt Ihr beim Schreiben an den Kommerz gedacht?
Will Gregory: Darauf müsste ich eigentlich antworten, dass wir gar keine Hörer haben. Wir haben beim Schreiben ja nur an uns gedacht, nicht an ein mögliches Publikum. Wir wollten schließlich nachher sagen können, dass es unsere Musik ist. Und dass wir eine innige Beziehung zu ihr haben. Allerdings muss ich zugeben, dass wir unsere Entwürfe zwischendurch Freunden vorgespielt haben, um ein Urteil zu hören. Auch wir brauchen natürlich Lob, um überhaupt den Mut zu finden, damit wir weitermachen können. So wie es aussieht, scheint man uns in Italien, Frankreich, Spanien und langsam auch in England zu verstehen.

e-lectric: Woran liegt das?
Will Gregory: Das liegt vermutlich daran, dass die Menschen in diesen Ländern von ihrer Mentalität her sowieso aufgeschlossener sind. Musikkultur entsteht zu Hause in England vor allem in den Clubs. Dann wird etwas über Nacht zum Trend. Es wächst, und plötzlich ist es eine festgefahrene Spur. In England ist man sich eines Musiktrends immer sehr bewusst. Viele Künstler sind daher sogar verängstigt, etwas Neues auszuprobieren. Sie trauen sich nicht, etwas ? damit meine ich jetzt nicht unbedingt Geld ? in ihre Ideen zu investieren, weil sie nicht wissen, ob es trendy ist. Ich denke, dass England ein großes Problem hat zurzeit. Es gibt dort doch großartige Musiker und Komponisten! Aber sie sind irgendwie von der Außenwelt abgeschnitten. Somit fühlen wir beide uns eher als Europäer denn als Engländer. Wir bewegen uns zwar am musikalischen Rande Europas, aber wir nehmen gerne die Einflüsse verschiedener Länder in uns auf.

e-lectric: Als Daniel Miller Eure Demo-Sachen erhielt, befanden die sich schon in einem fertigen Artwork ? sogar in dem Artwork, das heute Eure erste CD ziert ...
Will Gregory: Das ist richtig. Alison hat verschiedene Kunstschulen besucht, sie hat eine sehr starke Ausdrucksweise, sehr lebhafte Visionen. Sie sammelt auch alles Mögliche. So kaufte sie etwa dieses Bild mit einer Seilbahn mitten in einer Gebirgskulisse darauf. Es war im Stile dieser alten Karten gemalt ? strahlende Farben. Wir stellen dieses Bild bei der Arbeit aufs Mischpult. Und das hat nicht nur uns geholfen, sondern auch Daniel Miller ? irgendwie schien er dadurch unsere Musik besser zu verstehen. Dieses Bild zierte auch unsere Demos. Wir mochten Daniel von Anfang an ? weil er unserer Arbeit sehr viel Verständnis entgegenbrachte.

e-lectric: Kitsch oder Schönheit ? was ist es?
Will Gregory: Das Artwork ist eigentlich eine gute Analogie zur Musik. Es stammt alles von Alison. Zwischen Kitsch und Schönheit gibt es eine interessante Linie, auf der sich wohl auch unser Artwork bewegt. Die Berge an sich sind so etwas wie Embleme, sie stehen für ein Panorama. Ja, diese Bilder helfen dir tatsächlich, ?Felt Mountain" zu verstehen. (lacht schallend) Zum Glück ist die Musik nicht da, um die Bilder zu verstärken ...

e-lectric: Wenn Ihr nicht die Musik hättet, in welcher Kunstform würdet Ihr Euch dann verwirklichen?
Will Gregory: Außer Musik habe ich nie etwas anderes gemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, auf einem anderen Kunstgebiet zu arbeiten. Vielleicht müsste ich es mal mit Blindenschrift versuchen! Bei Alison ist das ganz anders: Sie kann ich mir sehr gut als bildende Künstlerin vorstellen. Auf diesem Feld hätte sich Alison bestimmt einen Namen gemacht. Was mich angeht ? abseits der Musik bin ich irgendwie dumm.

e-lectric: Auf den Bandfotos ist immer nur Alison zu sehen. Bist Du zu schüchtern für öffentliche Auftritte und Darstellungen dieser Art? Im CD-Booklet ist ja auch nur Dein Hinterkopf abgebildet ...
Will Gregory: Das Bild einer Band ist wichtig, weil es so etwas wie eine Ikone darstellt. Darin ist Alison viel stärker als ich, weil sie weiß, wie sie wirken will, wie sich präsentiert. Und es ist ihre Stimme, die du auf dem Album hörst. Ich mag es lieber, über die Musik an sich zu reden, weil ich davon etwas verstehe. Aber in der Öffentlichkeit zu stehen, das bedeutet mir überhaupt nichts.

e-lectric: Hast Du eine klassische Ausbildung?
Will Gregory: Ja, ich habe mit Oboe anfangen, danach kam das Klavier. Und schließlich habe auch noch mit dem Saxofon begonnen ? damit bin ich dann sogar aufgetreten. Leider konnten wir dieses Instrument nicht auf dem Album unterbringen ? es hat einfach nicht hineingepasst.

e-lectric: Auf dem Album finden sich Sounds, bei denen man nicht entscheiden kann, ob sie nun menschlich sind oder aus dem Computer stammen. Was ist damit?
Will Gregory: Das ist ein ganz ganz großes Geheimnis! Nein, im Ernst, die alten Synthesizer haben manchmal ein tierähnliches Benehmen, das sich nicht kontrollieren lässt. Und damit ziehen sie dich in eine ganz bestimmte Richtung, was fast schon wieder menschlich ist, es wirkt organisch. Manchmal spielen diese Dinger einfach nur das, was sie wollen! Manchmal ist es aber auch tatsächlich nur Alisons Stimme. Oder es sind Synthesizer, die ihre Stimme begleiten. Manchmal spielt Alison die Synths auch selbst. Es gibt also immer einen menschlichen Einfluss. Auch wenn die Maschinen oft eine ganz andere Richtung einschlagen.

e-lectric: Ihr habt eine Homepage ? wie wichtig ist das Internet für Euch?
Will Gregory: Oh ja, wir haben eine Homepage. Aber damit kenne ich mich nicht aus. Ich habe mir jetzt erst meinen ersten Computer, einen Laptop, zugelegt. Tatsächlich aber sind wir beide sehr aufgeregt wegen der vielen Möglichkeiten, die uns das Internet eröffnet. Die Leute hinterlassen Nachrichten auf unserer Homepage, die wir später lesen. Das ist toll! So haben wir manchmal sogar das Gefühl, mit diesem Menschen in einem persönlichen Kontakt zu stehen.

e-lectric: Wie Singles gibt es von Euch schon in England?
Will Gregory: Zwei Songs sind in England schon als Singles erschienen. Auf der zweiten CD war ein Remix von Daniel Miller ? ein brillantes Werk. Im Februar erscheint noch eine dritte Single.

e-lectric: Was hältst Du von Remixen?
Will Gregory: Ein Remix kann doch eigentlich alles sein, oder nicht? Die Spannweite reicht von einer Coverversion bis hin zu einem völlig neuen Stück, das mit der Urversion überhaupt nichts zu tun hat. In solchen Arbeiten findet sich manchmal nur ein einziges Element aus dem Original. Hinter einem Remix steht also eine ganze Welt. Ich mag Remixe wirklich gerne. Und somit ist es mir egal, welchen Weg der Remixer dafür einschlägt. Das ist nicht spannend, es macht sogar auch noch großen Spaß. (grinst) Solange die Entscheidung, ob der Mix erscheint, allein bei dir liegt ...

e-lectric: Ist das so bei Mute?
Will Gregory: Ja. Das Tolle an Mute ist, dass die Firma ihre Künstler in Ruhe lässt, sie in jeder Hinsicht frei arbeiten lässt. Als Künstler hast du bei Mute immer die Kontrolle über das, was passiert ? wie eben auch bei den Remixen.

e-lectric: Wie kam es dazu, dass Ihr bei Mute unterschrieben habt?
Will Gregory: Naja, wir hatten schon ein großes Mail-Out an alle bekannten Plattenfirmen mit unseren Demoaufnahmen vorbereitet. Aber dann steckte jemand bei Mute Daniel Miller unser Demo zu. Und bevor wir dieses dann andere Unternehmen abschicken konnten, wurden wir bei Mute schon zu einem Treffen eingeladen. Es war offensichtlich, dass Daniel der richtige Partner für uns ist. Er hat nie versucht, uns in eine Richtung zu drängen ? das würde er niemals machen. Zudem sind wir ja recht eigenständig: Wir haben ein eigenes Studio, besitzen die nötige Ausrüstung, brauchen keine Hilfe bei den Grundlagen. Und viel Geld ausgeben wollen wir auch nicht. Daniel wollte, dass wir gleich anfingen und gab uns keinen Vertrag mit irgendwelchen Stolperfallen. Einen Monat nach dem Treffen war alles unterschrieben, und wir waren längst bei der Arbeit.

e-lectric: Seid Ihr schon mal live aufgetreten?
Will Gregory: Ja, unser Live-Debüt gaben wir bei der ?Stumm-Nacht" in der Berliner Volksbühne. Das war im November Natürlich haben wir noch kein so großes Repertoire, dass wir ein selbstständiges Konzert als Headliner geben könnten. 20 Mal sind wir seit der ?Stumm-Nacht" bestimmt schon aufgetreten ? als Supportact und bei Show-Cases.

e-lectric: Steht dabei ein Orchester auf der Bühne oder nur Sequenzer und Synthesizer?
Will Gregory: Wenn wir es uns leisten könnten, stünden da natürlich 25 Musiker auf der Bühne. Aber das geht eben noch nicht ? also benutzen wir Synthesizer. Doch haben wir versucht, das Album für die Tournee sehr sorgfältig mit diesen Geräten nachzuspielen, wir wollten keine Tourversionen der Songs haben. Wenn dich das Publikum noch nicht kennt, muss du einfach konsequent sein und darfst ihm nicht etwas Neues oder etwas, das nicht in dieser Form auf der Platte ist, vorspielen. Kleinere Differenzen zum Studiowerk macht Alison garantiert durch ihre tolle Stimme wett. In Berlin übrigens habe ich nicht auf der Bühne gestanden, weil ich viel zu aufgeregt war und mir zu viele Sorgen wegen des Sounds gemacht habe. Ich habe mich ins Publikum gesetzt, weil ich hören wollte, wie alles klingt, wenn?s live ist. In Deutschland geben wir diesmal leider nur eine Handvoll Konzerte. Ich hätte auch gerne im Osten gespielt, doch hat sich da nichts ergeben. In Berlin brachte man uns zum Glück schon sehr viel Sympathie entgegen ? eine fantastische Stadt, gerade für Künstler. Bei den anderen Konzerten habe ich mich dann auf die Bühne gewagt und den anderen Musikern, die mit uns auftreten, Gesellschaft geleistet. Ich gewöhne mich daran. Auch das Chaos aus den Anfängen ist wohl vorüber ? auf der Bühne hat nun alles seine Ordnung.

Die ?Felt Mountain"-Tournee in Deutschland:
19. März ? München, Bongo Bar
23. März ? Köln, Stadtgarten
25. März ? Berlin, Maria
31. März ? Hamburg, Kampnagel

 
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