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Date May 2003
Type Mag
Source Wom Journal
Title Klangabenteurer
Country Germany
Journalist/Photographer Wolf Kampmann / Polly Borland
Pix   
Text Goldfrapp BLACK CHERRY Klangabenteurer

Mit ihrem Debüt betörten GOLDFRAPP anno 2000 die Sinne des avantgardistischen PopHörers. Jetzt unterziehen sie sich mit BLACK CHERRY einer belebenden Schocktherapie

Sängerin Alison Goldfrapp und Keyboarder Will Gregory umwehte die Aura eines Traum-Duos, das aus dem Nichts auftauchte und ein Elysium in Cinemascope entwarf. Der verwunschene Gesang auf dem Album FELT MOUNTAIN erinnerte in seinem romantischen Fluss durch verklärte Klangtäler an so unschlagbare Sixties-Doppeldecker wie Serge Gainsbourg und Brigitte Bardot oder Nancy Sinatra und Lee Haziewood. Ihre Songs waren Hymnen, die nach den Sternen griffen. Doch schon in der Folge des Albums offenbarte sich im Konzert das Dilemma. Die Perfektion des Albums ließ live keine noch so geringe Abweichung zu. Aus einer künstlerisch vollendeten Studioproduktion war ein goldener Käfig geworden, der seine Insassen zur kreativen Starre verurteilte. Selten wurde ein zweites Album mit ähnlicher Spannung erwartet. Wie würden Goldfrapp ihrem Zwinger entfliehen? Will und Alison ließen sich mit der Beantwortung drei Jahre Zeit. Wer sich in Erwartung eines neuerlichen musikalischen Breitwandfilms mit dem Bukett von edlem Roten und exklusiver Patina genussvoll zurücklehnt, wird bei den ersten Tönen des neuen Albums zunächst wie von einer Hornisse gestochen aus dem Fauteuil springen. BLACK CHERRY hat alles, was FELT MOUNTAIN fehlt, und lässt umgekehrt nichts vermissen, was den süßen Reiz des Erstlings ausmachte. Auf einem Netz dichter Beats schichtet sich infektiöser Elektro-Staub, darauf eine Stimme, die nicht mehr entrückt klingt, sondern diesseitig, zuweilen vulgär,.Erinnerungen an Giorgio Moroder und Donna Summer werden wach. Was war geschehen? Zunächst einmal mussten die Parameter des eigenen Standortes geklärt werden. ?Wir wollten uns auf keinen Fall selbst kopieren", erklärt Alison. ?Von dieser Maxime abgesehen waren wir offen. In der Musik sollte es keine Formate geben. Wir stellten Regeln auf, um sie zu brechen.?

Es gibt wohl kaum zwei Menschen, die weniger zueinander passen als die quirlige Diva und der buddhistisch gesetzte Will Gregory. Sie ist extrovertiert und keck, wahrt jedoch stets Distanz. Er hingegen ist in sich gekehrt, gibt sich aber zugänglich. Sie plappert, er sinniert. Da nimmt es kaum Wunder, wenn die Harmonie des ersten Albums nicht noch auf eine weitere Produktion ausgedehnt werden konnte. Man traf sich im Studio, schaltete die Knöpfe ein und legte los, ohne genau zu wissen, worauf man hinauswollte. ?Am Anfang standen viele Fehler. Der Ausgangspunkt bestand im Versuch, rhythmischen Druck mit der alten harmonischen Dichte zu kombinieren. Innerhalb der DrumBeats war jedoch zu wenig Platz für Cinemascope. Also vergaßen wir unsere Ästhetik, improvisierten mit elektrischem Noise und überdachten unsere Methode, Klangräume auszufüllen. ,Train`, der erste Song, der sich aus diesen Versuchen kristallisierte, bestand nur aus einer Basslinie, ein paar Riffs und Gesang. Das war der Durchbruch. Dabei hatten wir all unsere Formeln über den Haufen geworfen'", so Will Gregory. Ist die erste musikalische Irritation überwunden, entfalten auch die zehn neuen Songs ihren Zauber. Es zischt, rauscht, pulsiert und hämmert wie in einem alten russischen Stahlwerk. Goldfrapp verlassen die Pfade des harmonischen Konsenses und besinnen sich des analogen Elektro-Rausches der 70er-Jahre, behalten aber die klangseptische Belastbarkeit des neuen Jahrtausends im Ohr. Sie vollbringen den seltenen Drahtseilakt, mit wirklich experimentellen Sounds Lieder von hoher Eingängigkeit zu generieren. Dass sich Alison Goldfrapps Stimme mit roher Gewalt gegen die Beats und Loops von Will Gregory durchsetzt, verleiht dem Album die besondere Schärfe. Aus Noise wird Harmonie, aus rauen Beats sanfter Fluss, und der Graben zwischen den Alben wird immer schmaler. Alison kommt ein verblüffender Vergleich: ?Auf der Toilette hört man oft die Lüftung brummen. Ein Dauerton, der immer aufdringlicher wird, irgendwann jedoch ein Eigenleben entwickelt und zu Musik wird.? Keine Angst, BLACK CHERRY ist keineswegs der Soundtrack zur Spülung, sondern die faszinierende Reise zweier Klangabenteurer zu neuen Perspektiven.

Interview Ist es nicht riskant, nach diesem markanten Einstand mit dem zweiten Album einen völlig neuen Anfang zu wagen?
WG: Das ist sicher ein Spiel mit dem Feuer, aber wir dachten nicht in solchen Kategorien, sondern befreiten uns nur von allen Vorbehalten. Am ersten Album hatten wir alles in allem zwei Jahre gearbeitet. Wir mussten dieses Kapitel einfach abschließen und etwas extrem anderes tun. Das heißt, wir wollten nicht den Sound, sondern die Aufregung unserer ersten Produktion rekapitulieren.

Worin bestand aber der programmatische Unterschied der zweiten im Vergleich zur ersten CD?
AG: Jedes erste Album ist eine Kollektion von Gedanken und Prozessen, die sich über Jahre erstrecken. Felt Mountain war mehrdeutig und introvertiert. Black Cherry ist direkter und reflektiert Dinge, die unmittelbar um uns Passierten. Ich hatte schon immer ein Faible für Dance, Disco und Seventies-Elektro, aber dafür war auf Felt Mountain kein Platz.

Die meisten Bands nehmen jedoch erst nach dem dritten oder vierten Album einen derart drastischen Wechsel ihres Sounds vor.
WG: Vielleicht machen sie schneller Platten als wir. Wir verändern uns wahrscheinlich in derselben Geschwindigkeit, produzieren aber nur ein Viertel des Materials. Das erste Album war 1998 entstanden. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Man kann das mit dem Unterschied der Beatles von 1963 und 1967 vergleichen.

Steht das Album für eure persönliche Entwicklung?
WG: Es ist ein Album derselben zwei Menschen mit demselben Background und derselben Musikalität. Aber wir wollten hören, wie es klingt, wenn wir andere Gefühle ausprobieren. Nach so langer Zeit, die wir vor einem Publikum mit introvertierter, sehr kontrollierter Musik verbracht haben, brauchte Alison die Möglichkeit, so richtig aus sich rauszuplatzen. Wir haben andere Bands gesehen, die viel mehr Spaß auf der Bühne hatten als wir, weil sie nicht in ihrer eigenen kleinen, kontrollierten Welt stecken blieben. Das wollten wir auch.

Ist BLACK CHERRY nun ein Neuanfang oder die Fortsetzung eines Kontinuums?
WG: Wenn ich andere Musiker höre, erkenne ich stets ihre Sprache, weil sie bestimmte Entscheidungen immer wieder aus denselben Gründen treffen. Es wäre unlogisch, wenn ausgerechnet wir nicht diesem Gesetz folgen würden. Wir haben einfach nur Tempo und Lautstärke aufgedreht, um unsere Freiheit auszuweiten. So unterschiedlich die beiden Alben sind, ergeben sie doch eine natürliche Einheit. Nur wenige Menschen wissen, wie schwierig es ist, eine Platte zu machen. Filmemacher haben ein Skript, wenn sie mit der Arbeit beginnen. Wir hingegen hatten weder Skript noch Zeitplan. Jede Entscheidung kann sofort irrelevant sein, jeder Song auf dem falschen Weg. Manchmal würde ich gern ein Album machen, ohne Entscheidungen zu treffen.

Böse Zungen behaupten, FELT MOUNTAIN sei eine Giri-Platte gewesen, BLACK CHERRY hingegen ein Boy-Album.
AG: Ich hasse diesen Geschlechter-Kram. Es ist doch idiotisch, Kunst in maskuline oder feminine Kategorien zu unterteilen. Eine Frau sieht es vielleicht genau andersherum als ein Mann. BLACK CHERRY ist viel sexueller als FELT MOUNTAIN. Hier geht es um Begehren, Exzess und Lust. Das sind Gefühle, mit denen sich Frauen ebenso identifizieren können wie Männer. Feminin heißt ja nicht, dass man nicht aggressiv sein könne. Männer wie Frauen mögen doch gleichermaßen mal die harte und mal die sanfte Tour.

 
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Door - 2003